„An einer mennonitischen Gemeinde ist mir besonders wichtig, dass sie immer danach fragt, was der Glauben an Jesus Christus im Alltag bedeutet. Die Gemeinschaft hilft hierfür Antworten zu finden.“

Jürgen
Mennonitengemeinde München

Zur Geschichte

Der Mennonitengemeinde MÜnchen

Damals
Bereits 1527 gab es in München eine kleine Täufergemeinde. Aufgrund der Verfolgung wurden die Täufer/Mennoniten in München wie auch im übrigen Altbayern vollständig ausgetilgt. Erst der aus der Pfalz stammende Kurfürst und spätere König Max Josef I. holte mennonitische Landwirte aus der Pfalz und Lothringen nach Bayern. Vor allem in den Jahren um 1880 übernahmen mehrere mennonitische Familien in Südbayern Pachtgüter. So hat ihre Zahl um und allmählich auch in München wieder zugenommen. Das Zusammengehörigkeitsgefühl dieser Familien führte 1892/1893 zur Gründung der Mennonitengemeinde München.

Heute

Die derzeit etwa 40 Mitglieder der heutigen Gemeinde gehen unterschiedlichsten Berufen nach und leben in München und dem Umland. Die einen haben mennonitische Wurzeln, andere nicht. Wir pflegen eine familiäre Atmosphäre, schätzen individuellen Freiraum, bejahen vielfältige Gaben und geistliche Ausdrucksformen und legen Wert auf persönliche Nachfolge Jesu. Wir wollen miteinander und voneinander lernen, was Gottes Friede wirklich bedeutet. Entsprechend unseren Gaben und Möglichkeiten bringen wir uns erkennbar in das Gemeindeleben ein und haben Anteil am gemeindlichen Zeugnis von Jesus Christus.

Seit 1997 finden die Gottesdienste und manche anderen Gemeindeveranstaltungen im Gemeindehaus der Ev.-Luth. Simeonsgemeinde in der Violenstraße 6 in München statt.

Als mennonitisch-freikirchliche Gemeinde sind wir in allen Belangen eigenständig und haben keine übergeordneten kirchenleitenden Strukturen. Die Verantwortung für die Gestaltung des Gemeindelebens liegt bei allen Gemeindegliedern, wahrgenommen durch die Gemeindeversammlung und den von ihr mit bestimmten Aufgaben betrauten Personen. Die für die Aufgaben der Gemeinde erforderlichen Mittel werden auf freiwilliger Basis durch Beiträge und Spenden der Gemeindeglieder aufgebracht.

Weil wir uns als Teil der weltweiten Christenheit verstehen, pflegen wir ökumenische Beziehungen. Wir sind Mitglied in diversen Verbänden (VdM Mitgliedschaft im Verband deutscher Mennonitengemeinden K.d.ö.R.; AMG Arbeitsgemeinschaft mennonitischer Gemeinden in Deutschland K.d.ö.R., AcK Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in München)

 

ZUR GESCHICHTE DER MENNONITEN ALLGEMEIN

Mennoniten entstammen der Täuferbewegung der Reformationszeit im 16. Jahrhundert  – manchmal auch als „linker Flügel“ der Reformation bezeichnet. Es ist somit die älteste protestantische Freikirche in Deutschland. Geographisch gesehen liegen die Ursprünge in der Schweiz und Süddeutschland sowie in Norddeutschland und den Niederlanden. Mennoniten entstammen der Täuferbewegung der Reformationszeit im 16. Jahrhundert  – manchmal auch als „linker Flügel“ der Reformation bezeichnet. Es ist somit die älteste protestantische Freikirche in Deutschland. Geographisch gesehen liegen die Ursprünge in der Schweiz und Süddeutschland sowie in Norddeutschland und den Niederlanden.

Als Martin Luther im Jahr 1517 fünfundneunzig Diskussionsthesen gegen kirchliche Missstände an die Tür der Wittenberger Schlosskirche schlug, verbreitete sich das Feuer der Reformation in ganz Mitteleuropa. Die Täufer waren ein Kreis radikaler Bibelleser, zum Beispiel ehemalige Schüler des Stadtreformators Zwingli in Zürich. Von ihm trennten sie sich, nachdem dieser auf einen gemäßigteren Kurs eingeschwenkt war und zur Durchsetzung der kirchlichen Reformation die Macht des Stadtrates, also der staatlichen Gewalt, für erforderlich hielt. Demgegenüber kamen die Täufer durch die Lektüre der Bibel und das gemeinsame Gespräch über das Gelesene zu einem neuen Verständnis von Kirche und Christsein. Dabei orientierten sie sich an dem Wesen der frühen Kirche, bevor das Christentum mit der sogenannten konstantinischen Wende (380 n. Chr.) zur Staatsreligion wurde. 

Im Blick auf das Evangelium entwickelten sie folgende Einsichten, von denen einige zu wesentlichen Merkmalen heutiger Freikirchen wurden: 

  • Die Gemeinde Christi soll ein freiwilliger Zusammenschluss mündiger Christen sein, unabhängig vom Staat. Loyalitätsbezeugung durch Eid lehnten sie als untragbares Versprechen ab, verweigerten der Obrigkeit jede bewaffnete Verteidigung und den Kriegsdienst unter besonderer Berufung auf die Bergpredigt.
  • Die Gemeinde soll frei von Herrschaftsstrukturen sein, weshalb weder Hierarchie noch Klerus gebildet wurden. Christen dienen einander mit den Gaben, die sie empfangen haben. Sie entscheiden auch durch Konsensfindung als versammelte Gemeinde in allen Lehrfragen und Gemeindeangelegenheiten.
  • Die Taufe soll nicht an unmündigen Kindern vollzogen werden. Vielmehr ist sie Ausdruck einer öffentlichen persönlichen Antwort auf die Gnade Gottes.  Sie ist also das Bekenntnis des mündigen Menschen, verbindlich in der Nachfolge Jesu und der Gemeinde zu leben. 

 

Diese Überzeugungen, die uns auch heute noch wichtig sind, hatten eine starke missionarische Wirkung und führten 1525 zur ersten Taufe eines Erwachsenen, der sich sehr schnell viele andere anschlossen. Ihre Gesinnung stellte die Täufer jedoch außerhalb jeder damaligen gesellschaftlichen und kirchlichen Ordnung. Deshalb erlebten sie, als “Wiedertäufer” gebrandmarkt, vehementen Widerstand und brutale Verfolgung durch die damalige kirchliche und weltliche Herrschaft. In ganz Mitteleuropa wurden Tausende hingerichtet. Der erste täuferische Märtyrer wurde 1527 in Zürich ertränkt. Während ein Teil der mennonitischen Christen unter dem Druck der Ablehnung und Verfolgung dazu neigte, sich den gesellschaftlichen Verhältnissen anzupassen, wanderten andere immer wieder neu durch die Kontinente auf der Suche nach Orten, wo ihnen Glaubensfreiheit gewährt wurde.

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